Friday, March 4, 2016

Tuchel: "Wir werden leiden müssen"




Es war recht wenig los am Freitagmittag im Pressesaal von Borussia Dortmund. Angesichts des bevorstehenden Top-Spiels gegen den FC Bayern hätte man mit deutlich mehr Andrang bei der Pressekonferenz rechnen können. Das vergleichsweise geringe Interesse lag an der parallelen Veranstaltung in Frankfurt zur WM-Vergabe 2006. Spätestens am Samstagabend dürfte sich die Aufmerksamkeit aber voll auf den Liga-Gipfel in Dortmund richten. Und bei diesem, ist sich Dortmunds Trainer Thomas Tuchel sicher, "werden wir leiden müssen". Die Bayern allerdings auch.

"Die Stimmung und die Vorfreude haben sich gesteigert"

Noch zu Wochenbeginn war das Aufeinandertreffen zwischen Dortmund und den Bayern "nur" der Klassiker zwischen den beiden deutschen Fußball-Großmächten, die in der Tabelle acht Punkte getrennt waren. Seit der Niederlage der Bayern am Mittwoch gegen Mainz (1:2) und dem Sieg des BVB in Darmstadt (2:0) ist aber alles anders. Fünf Punkte beträgt der Rückstand des Tabellenzweiten aus Westfalen nur noch auf die Münchner, mit einem Sieg im direkten Duell am Samstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) wäre das Titelrennen auf einmal wieder offen. "Die Stimmung und die Vorfreude auf dieses Spiel haben sich durch die geänderte Ausgangslage gesteigert", weiß auch Tuchel.

Damit hat sich aber auch die Erwartungshaltung an den BVB geändert. Ein Sieg soll her, um bis auf zwei Punkte an die Bayern heranzurücken. Da Dortmund in diesem Jahr einen Lauf hat und in zehn Pflichtspielen noch unbesiegt ist (neun Siege, ein Unentschieden), könnte man meinen, der BVB ist im Vorteil. Tuchel, der bemüht wirkte, das Mittelmaß zwischen Zuversicht und Demut zu finden, meinte, "wir haben gewonnen, gewonnen und gewonnen". Er warnte aber auch vor einer Spezial-Eigenschaft der Bayern: "Es wäre nicht das erste Mal, dass sie die Situation umdeuten, ihre beste Leistung zeigen und sagen, wir schaffen im Stadion des Rivalen die Vorentscheidung."

"Wahrscheinlich der beste Trainer aktuell"

In der Vergangenheit waren die Bayern oftmals am gefährlichsten, wenn sie gereizt wurden. Tuchel stellte daher auch klar, dass er "mit den besten Bayern rechnet, die man sich vorstellen kann". Zu dem großen Respekt vor dem Spitzenreiter trägt natürlich auch der gegnerische Trainer bei. Tuchel gab Pep Guardiolas kurz zuvor geäußertes Lob artig zurück ("Er ist wahrscheinlich der beste Trainer aktuell") und brachte einmal mehr seine Bewunderung für den Katalanen zum Ausdruck. Er habe viel von Guardiola gelernt, unter anderem "wie weit Grenzen verschoben werden können". Wie also will Tuchel diesen Bayern mit diesem Trainer beikommen?
Natürlich brauche man für die Partie am Samstag, die in 208 Länder übertragen wird, eine "absolute Topleistung" (die fordert Tuchel allerdings auch gerne gegen andere Gegner ein). Da die Bayern stets großen Druck aufbauten, müsse man "automatisiert spielen. Wir müssen uns sicher fühlen auf dem Feld. Wir müssen mutig sein. Es kommt auf die kleinsten Details an", erklärte Tuchel: "Sie möchten schnelle Entscheidungen bei ihren Gegnern. Nur, schnelle Entscheidungen sind oftmals auch ungenaue Entscheidungen. Deshalb brauchen wir höchstmögliche Präzision." Hinzu kommt, dass man "hartnäckig und leidensfähig" sein müsse. Und da die Bayern Flexibilität auszeichne, sei es auch gar nicht möglich, "sich bis ins letzte Detail vorzubereiten".

Reus, Piszczek und Bürki zurück

Alles in allem war das ein ziemlich umfangreicher Anforderungskatalog, den Tuchel da entwarf. Der 42-Jährige bereitete seine Mannschaft und auch das Publikum schon einmal darauf vor, dass "es Phasen geben wird, in denen wir leiden müssen". Er meinte aber auch: "Wir können es auch schaffen, dass die Bayern in einigen Phasen leiden müssen."
Beim Versuch, es besser zu machen als beim klaren 1:5 in der Hinrunde, das nicht als "Blaupause" für das Wiedersehen tauge, kann der BVB auf nahezu alle Spieler zurückgreifen. Der in Darmstadt aufgrund einer Erkrankung fehlende Roman Bürki trainierte am Donnerstag bereits wieder und soll laut Tuchel auch gegen die Bayern von Beginn an spielen. Damit müsste Roman Weidenfeller zurück auf die Bank. Wie Bürki stehen auch die in Darmstadt geschonten Marco Reus und Lukas Piszczek zur Verfügung, so dass einzig der verletzte Sokratis (Muskelfaserriss) ausfällt.

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