Sein Comeback nach über einjähriger Verletzungspause kam für Nuri Sahin mehr als überraschend. Nur in Privatklamotten reiste er zum Klubgelände vor dem Spiel seines BVB gegen den FC Porto in der Europa League. Alleine seine Frau hatte wohl eine Vorahnung und platzierte Sahins Sporttasche im Kofferraum seines Wagens. Am Abend dann hieß es Startelfeinsatz, 60 Minuten Fußball auf höchstem Niveau, als wäre er nie weg gewesen. Sahin ist auf dem Weg zur alten Stärke.
"Das war eine großartige Leistung“, lobte sein Trainer Thomas Tuchel im Anschluss an die Partie vom 18. Februar. Mit seiner bemerkenswerten Vorstellung überraschte er jeden im Stadion, außer seinen Übungsleiter : "Wir konnten ihn nicht mehr zurückhalten. Er brennt seit Wochen darauf zu spielen. Er trainiert fantastisch - Einheit für Einheit."
Am vergangenen Spieltag gegen Mainz durfte Sahin wieder von Beginn an ran. Wieder 60 Minuten. Wieder überzeugend, als wäre er nie weg gewesen. Tuchel baut auf den 27-Jährigen: "Er wird für uns noch herausragend wichtig werden."
"Wie ein kleines Kind"
355 Tage musste der Deutsch-Türke aus Lüdenscheid auf einen Einsatz warten. Eine lange Leidenszeit, die dem sensiblen Mittelfeldspieler zusetzte. Gegen Porto wieder von Beginn an mit den Kollegen um jeden Zentimeter des grünen Rasens zu kämpfen und nicht einsam seine Übungen in den Fitness-Räumlichkeiten des BVB durchführen zu müssen, freute Sahin "wie ein kleines Kind".
Tuchel wird seinen Schützling behutsam aufbauen, das Risiko einer erneuten Verletzung wird man bei der Borussia wohl nicht eingehen. Dafür spielt der eigentliche Sahin-Ersatz Julian Weigl eine zu herausragende Saison.
Das Ass im Ärmel
Dies gibt auch Sahin selbst die Möglichkeit sich langsam an die erste Elf heranzuarbeiten. Derzeit scheint die Mitte mit Gündogan und Weigl besetzt, zudem spielt sich Gonzalo Castro in den letzten Wochen immer mehr in den Vordergrund.
Der Langzeitverletzte wird sicherlich seine Einsatzzeiten bekommen, zumal die Borussia sowohl in der Liga, als auch in der Europa League noch Chancen auf Titel besitzt. Tuchel wird bei dieser Belastung also jeden Mann brauchen. Einen Nuri Sahin dabei in der Hinterhand zu haben, ist wie ein zusätzliches Ass in einer Pokerpartie.
Die Aufstellung gegen Porto war ein unglaublich großer Vertrauensbeweis Tuchels an seinen Mittelfedtechniker, der Sahin einen zusätzlichen Motivationsschub gegeben haben sollte. Zu wissen, dass man als Spieler nicht abgeschrieben wird und nicht in Vergessenheit geraten ist, dürfte für den Dortmunder eine sehr wichtige Erkenntnis gewesen sein.
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