Monday, March 7, 2016

Tuchel will weiter "Grenzen verschieben"


Im Spitzenspiel gegen den FC Bayern beeindruckte Borussia Dortmund über weite Strecken der ersten Halbzeit. Nach der Pause aber, als die Bayern zunehmend dominanter wurden, zeigte sich, dass der BVB noch nicht ganz über die Qualität des Branchenprimus verfügt. Was noch fehlt? "Alles ein bisschen", befand Dortmunds Trainer Thomas Tuchel.
Thomas Tuchel
"Die Bayern haben noch mal mehr Vertrauen in das, was sie tun", sagt BVB-Trainer Thomas Tuchel.
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Die Bayern in einem Spiel zu besiegen, sei möglich. Dazu habe am Samstag eine frühe Führung oder ein "Lucky Punch" in der Schlussphase gefehlt, meinte Tuchel. Dauerhaft das Niveau des Rekordmeisters zu erreichen, ist aber eine andere Sache. "Sie haben unter Jupp Heynckes das Triple gewonnen, seitdem sind sie noch hungriger, noch flexibler, noch besser geworden", sagte Tuchel und geriet beinahe ins Schwärmen: "Es ist zusammen mit Barcelona einfach die beste Mannschaft - mit dem wahrscheinlich besten Trainer."
Vor allem in den ersten 30 Minuten des torlosen Spitzenspiels, in dem die Bayern dem Sieg insgesamt ein Stück näher waren, beeindruckte Dortmund mit einer mutigen und flexiblen Herangehensweise. Taktisch, technisch und spielerisch war man in dieser Phase auf Augenhöhe. "Ich fand unsere erste halbe Stunde, unsere erste Halbzeit super", lobte Tuchel. Die in der Tat starke Vorstellung des achtmaligen Deutschen Meisters vor der Pause warf allerdings die Frage auf, was Dortmund noch fehlt, um die Bayern noch mehr in Bedrängnis zu bringen?

Tuchel möchte sich "an den Besten orientieren"

Angesprochen darauf wiederholte Tuchel zunächst die Frage, meinte dann "alles", lachte kurz und antwortete schließlich: "Alles ein bisschen. Und wenn es nur Details sind. Die Kunst ist es, es (das Niveau, Anm. d. Red.) zu halten. Die Bayern machen es seit Jahren auf diesem Niveau. Sie lassen nie locker. Sie haben noch mal mehr Vertrauen in das, was sie tun. Sich dagegenzustemmen für 30, 35, 45 Minuten ist eine außergewöhnliche Leistung, die wir an diesem Tag gebracht haben. Wir versuchen es, das weiter als Maßstab zu nehmen und uns an den Besten zu orientieren. Wir versuchen weiter, unsere Grenzen zu verschieben."
Nachdem Dortmund in den Vorjahren den Rekordmeister bereits früh in der Saison aus den Augen verloren hatte, ist man unter Tuchel wieder näher an die Bayern herangerückt. Die personell kaum veränderte Mannschaft spielt deutlich variabler, was auch Pep Guardiola lobend erwähnte. "Der BVB", sagte der Bayern-Trainer nach dem Spitzenspiel, "ist nicht nur eine Kontermannschaft wie in der Vergangenheit."

Seit dem 1:5 in München hat der BVB zwei Punkte mehr geholt als Bayern

Damit soll die Weiterentwicklung der Westfalen aber noch nicht abgeschlossen sein. Tuchel, der sich auch verbal an Guardiola orientiert und gerne über Mentalität, Haltung und Charakter doziert, strebt dem Vorbild des FC Barcelona und des von Guardiola barcelonarisierten FC Bayern nach. Und das nicht ohne Erfolg. Seit dem 1:5 des BVB in der Hinrunde in München habe man zwei Punkte mehr geholt als der Bundesliga-Primus, sagte Tuchel am Samstag und kündigte an: "Wir haben diesen Geist, diese Energie, uns weiterzuentwickeln. Der Appell ist klar: Wir wollen weitermachen, völlig unabhängig wie gut die Bayern sind." Oder, um es mit den Worten des ehemaligen Bayern-Torwarts Oliver Kahn zu sagen: Weiter, immer weiter.

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